Worrying means you suffer twice

Nachdem ich das Jahr recht pessimistisch gestartet habe, kann ich euch zum Jahresabschluss keinen wirklich besseren Ausblick geben. Global gesehen war 2016 natürlich furchtbar, da muss ich jetzt nicht groß ausholen. Wir haben alle die Bilder gesehen und die Nachrichten gelesen: Nach mehr als 70 Jahren Frieden in Europa kriechen die Idioten wieder aus allen Ecken hervor und bombadieren (mit Worten und Taten) die Idee einer friedlichen Gemeinschaft.

Von außen gesehen war mein eigenes Leben vermutlich ganz okay: Zwei meist gesunde Kinder, ein Ehemann mit Festanstellung, eine Wohnung, ein Auto, ein voller Kühlschrank. Leider lässt sich das nicht so einfach in Glück und Seelenfrieden übersetzen. Mehrmals musste ich mich dieses Jahr an den eigenen Haaren aus ganz tiefen Löchern rausziehen. Die negative Weltlage hat ihr übriges dazu beigetragen.

Aber irgendwie muss es ja weitergehen. Die Hälfte der dunklen Winterzeit ist zum Beispiel schon geschafft und ich habe tatsächlich noch ein paar Gefühle und Regungen in mir, die nicht dem Licht- und Vitamin-D-Mangel anheim gefallen sind. Und direkt im neuen Jahr darf ich mit einem Job endlich wieder ins Arbeitsleben einsteigen.

Ein Satz, der neuerdings über meinem Schreibtisch hängt, stammt aus J.K. Rowlings neuem Film, in dem Newt Scamander sagt „My philosophy is worrying means you suffer twice“. Mein altes Ich, mein unverheiratetes, kinderloses Ich mit dem superduper Job und ohne jede Ahnung wie tief die innere Dunkelheit sein kann, findet sich da genau wieder. Für das neue Jahr wünsche ich mir einfach, dass dieser Satz wieder mehr meine Philosophie sein kann.

WMDEDGT – September-Edition

Heute ist der 5. des Monats und deshalb fragt Frau Brüllen wieder: „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?„. Also, ich, ich mache das hier:

2:30h: (Zählt ja offiziell schon zu heute, gell?) He-Man wacht auf und weint in seinem Bett. Ich gehe rüber, biete ihm Wasser an und er kommt mit in mein Bett gewackelt. Herr Zeitlos hat schon seit halb elf Besuch vom MiniMi. Jetzt sind wir also komplett.

6:20h MiniMi fängt an zu Husten. Wir haben uns alle wieder einen fiesen Virus eingefangen. Herr Zeitlos hat Halsschmerzen, He-Man und ich Schnupfen und das MiniMi hustet sich im Liegen die Seele aus dem Leib.

6:30h: He-Man ist ebenfalls wach und wird sofort von seiner Schwester mit Liebeszuneigungen „attackiert“. So ganz recht ist ihm das erst nicht. Ich muss im Halbschlaf schlichten.

6:50h ich habe die Nase voll und schicke beide ins Kinderzimmer mit der Vorgabe leise zu spielen. Hahahaha! Fünf Minuten später erscheint ein weinender He-Man: Er kann seinen „Jaaago“ (ein grauer Lego-Ninja aus dem Ninjago-Magazin) nicht finden. Ich schicke ihn suchen und höre, wie MiniMi ihn ganz fürsorglich unterstützt. Ich will trotzdem schlafen.

7:00h schäle ich mich unter dezentem Fluchen aus dem Bett (irgendwas mit Sekundenkleber, Legomännchen und Kinderköpfen liegt mir auf der Zunge), gehe ins Kinderzimmer und sehe als erstes was genau auf dem Teppich liegen? Genau.
Ich suche den Kindern Anziehsachen raus und sporne sie zu einem Wettbewerb an: Ob sie sich zusammen schneller anziehen können als Mama? MiniMi gewinnt, He-Man verweigert nach dem Ausziehen die Mitarbeit. Er muss leider wieder dringend weinen: „Jaaago“ ist schon wieder weg. Ich schaue nach wo er zuletzt saß und siehe da: schon wieder gefunden. Mit ernster Miene überreiche ich ihm das Männlein, das wir gestern auch schon gefühlte 287-mal gesucht haben, und erkläre, dass ich nicht noch einmal danach suchen werde. Wenn weg, dann weg. Von da an lässt er es nicht mehr aus der Hand.

Nächste Station Küche: Müsli für die Kinder fabrizieren, die mittlerweile Bauarbeiter spielen und der Geräuschkulisse nach offenbar das halbe Zimmer zersägen. Ich werfe die Kaffeemaschine an und stelle dann die Brotdosen zusammen. Während die Kinder frühstücken, trinke ich mein lebenserhaltendes Koffein-Heißgetränk und flechte dem MiniMi einen „Elsa-Zopf“ um den Kopf. Alle Mann Zähneputzen, Schuhe und Jacken anziehen, Taschen schnappen und los.

8:08h erreichen wir den Kindergarten. He-Man schnieft auf der Rückbank: Er möchte nicht in den Kindergarten. Keine Sorge, das ist Teil seines Rituals im Moment. Er weint ein bisschen über einen Jungen, der ihn angeblich ärgert. Ich muntere ihn auf, dass er auch stark sei. MiniMi betont, dass sie ihm immer hilft. Und schon ist alles gut und wir können rein gehen. Die mütterliche Dauerbandansage „Zieh die Schuhe aus und die Pantoffeln an“ ist meine nächste Aufgabe. Weil He-Man immer noch ein bisschen sparsam guckt, knöpfe ich ihm die Ninjago-Figur nicht ab, sondern verstaue sie im Seitenfach der Kindergarten-Tasche. In der Gruppe begrüßt mich ein Kind mit den Worten „Frau Zeitlos, weißt du was? Ich habe eine Kehlkopfentzündung!“. Na, danke auch. Daher also der Virus. Ich beschließe, mich nicht zu ärgern und antworte zwinkernd „Dann wird hier heute aber nicht rumgeknutscht!“

8:30h zurück zu Hause. Herr Zeitlos will gerade los zum Bus. Ich hätte ihm ja das Auto geliehen, aber er möchte Pokemon jagen unterwegs. Auch gut. Ich sortiere und werfe die erste Wäsche in die Maschine, mache mir ein Butterbrot und einen zweiten Kaffee. Erstmal die Twitter-Timeline nachlesen.

9:30h habe ich diesen Sermon hier erstmal zuende geschrieben und mache mich daran die Küche aufzuräumen. Beim Blick auf die Altpapier Kartons fällt mir ein, dass ich noch eine Matschhose verschicken wollte. Nachdem die Küche sauber ist, mache ich mich auf die Suche im Kinderzimmer und in der Garage, aber leider taucht sie nirgendwo auf. Mist.

10: 30h Wäsche aus der Maschine holen. Unterhosen im Trockner zwischenlagern, 60-Grad-Wäsche anwerfen und den Rest oben auf dem Dachboden aufhängen.

11:20h Bude fertig aufgeräumt (ausgenommen das Kinderzimmer – das dürfen die kleinen Trabanten nachher selbst erledigen). Erstmal Kaffee.

11:40h die nächste Wäsche verzögert sich noch etwas. Umsonst in den Keller gestiefelt, denn obwohl die aktuelle Ladung eine Stunde und drei Minuten laufen soll, steht der Countdown der Waschmaschine immer noch bei acht Minuten. Das gute Stück hat schon 14 Jahre auf dem Buckel und lässt sich manchmal etwas länger Zeit als eingeplant.

12:10h das Badezimmer ist frisch geputzt und die dritte Wäsche läuft. Im Trockner drehen Unterhosen und Bade-/Handtücher ihre Runden. Sauge ich jetzt Staub, oder mache ich mir erst etwas zu essen? Eigentlich müsste ich auch noch zwei, drei Bewerbungen schreiben.

12:30h Essen hat gewonnen, da ich mir nicht sicher bin, ob der Nachbar oben drüber Nachtschicht hat.

13:55h Mittlerweile habe ich mir die Nägel ablackiert, Pfannkuchenteig vorbereitet und die Tasche fürs Turnen nachher gepackt. Übermorgen geht MiniMi zum ersten Mal mit dem Kindergarten zu Schwimmkurs. Dafür musste ich noch ihren Rucksack säubern und habe den dann auch direkt gepackt. Außerdem durfte der Staubsauger sein Werk tun, da die Nachbarin oben ebenfalls gesaugt hat.

14:30h eine halbe Stunde faulenzen, dämliche YouTube-Videos gucken und Nägel lackieren. Jetzt ist es Zeit, die Kinder abzuholen.

Das Auto begrüßt mich mit einer wohlbekannten Fehlermeldung der Bremsen. Angeblich kommt die daher, dass unsere Einfahrt so abschüssig ist, denn sie ist jedes Mal weg, sobald man auf der Straße steht. Heute meint der Wagen es aber ernst: Zweimal greift die elektronische Handbremse nicht und zweimal hakt sie sich fest, dass die Bremsen stinken. Im fünften Anlauf, nach tiefem Durchatmen und mit viel Herzflattern, kriege ich den Wagen rückwärts die Schräge hoch.

Im Kindergarten kläre ich noch ein paar Kleinigkeiten wegen MiniMis Schwimmkurs, ziehe einen bepieselten He-Man um, treffe Verabredungen mit anderen Müttern und bewege irgendwann die Kinder zum Auto.

15:15h kommen wir zuhause ein. Die Kinder befreien sich kurz vom gröbsten Schmutz, während ich Snackteller vorbereite. Die Zeit reicht gerade so zum Verputzen, dann alle noch eine Runde Pipi machen und runter zur Garage: Fahrräder holen und auf zum Turnen. Das ist glücklicherweise nicht weit weg und so ist unsere kleine Drei-Mensch-Kolonne in fünf Minuten und pünktlich an der Turnhalle. Ich habe mich mit der Temperaturentwicklung verschätzt und schwitze mir in Jeans und langem Shirt einen Wolf während ich die Kinder in ihre Turnsachen bewege.

16:00h beginnt die Turnstunde. He-Man ist frisch drei und darf zum ersten Mal in dieser Gruppe mitmachen und das MiniMi bleibt auch zum ersten Mal ganz alleine in der Halle. Wir sagen tschüss, winken und ich verspreche direkt hinter der Glastüre stehen zu bleiben, falls einer pieseln muss. Beide testen das direkt 10 Minuten später. Und nochmal 10 Minuten später. Als das MiniMi zum dritten Mal an der Türe steht, stelle ich freundlich einen Blasentee zum Abendessen in Aussicht. Plötzlich musste sie doch nicht mehr. Auch He-Man versucht ein paar Mal aus der Halle zu kommen, bis ihn die Lehrerin ganz lieb bittet, sich doch dann vorher bei ihr abzumelden. Schon turnt auch er lieber weiter, denn mit fast fremden Menschen (also: wen man weniger als jeden Tag sieht) sprechen – no way.

17:00h nehme ich zwei verschwitzte Kinder entgegen, wir fahren nur von der Turnhalle runter bis auf den Schulhof, wo wir ein bisschen Obst essen und die Kinder alle Klettergerüste ausprobieren.

17:30h fahren wir zurück. Auf dem kurzen Heimweg erleidet He-Man einen plötzlichen Gehörverlust am Zebrastreifen und darf anschließend sein Rad das letzte Stück nach Hause schieben. Möchte er nicht: Mama Kackamann, Mama nich mein Freund in ganze Leben nich, kreisch heul usw. Die ältere Dame an der Bushaltestelle kann sich ein Grinsen ob seiner Schmollschnute nicht verkneifen. Ich mir fast auch nicht. Also nehmen ich sein Laufrad auf den Gepäckträger und gehe einfach weiter. He-Man kommt zögernd und immer noch kreischend hinterher. MiniMi wartet derweil vor der Garagentür.

18:00h stelle ich MiniMi unter die Dusche und husche zum Trockner, um die fertigen Handtücher zu holen. Herr Zeitlos trifft zuhause ein. Ich spüle MiniMi die Haare aus und trockne sie ab. He-Man bekomme ich anschließend nur mit Mühe in die Dusche. Nur die Aussicht, dass sein „Jaago“ ihm beim Duschen zuschaut, zieht letzendlich. Ich wasche den kleinen Mann, trockne ihn ab und widme mich dann den Pfannkuchen. Die Kinder sitzen derweil auf dem Sofa und schauen Wolkenkinder. Herr Zeitlos deckt den Tisch.

19:10h haben wir fertig gegessen und das Sandmännchen direkt am Tisch geschaut. Ich putze zweimal Zähne nach, verteile Medizin, dirigiere den Flohzirkus ins Bett, lese noch ein Buch Charlie und Lola vor und suche geliebte Stofftiere

19:40 haben wir die Gute-Nacht-Runde beendet und ich kann die üblichen Liedchen singen. Als mir einfällt, dass ich He-Man vergessen habe, eine Windel für die Nacht anzuziehen und eine hole, guckt er mich böse an und pullert absichtlich ins Bett. Ich will mir aber nicht auf der Zielgeraden den Tag verderben. Nach der knappen Anweisung „Aufstehen, Ausziehen!“ beziehe ich das Bett neu und verfrachte den Schlingel mit Pampers und Gute-Nacht-Kuss ins Bett.

Mit der Pieselwäsche wandere ich direkt in den Keller und werfe die Waschmaschine wieder an. Die dritte Wäsche von heute mittag mag ich nicht mehr komplett aufhängen. So bringe ich nur die großen Teile auf den Dachboden, der Rest darf in den Trockner (der bei niedriger Temperatur nur 3,5 Kilo kann). Ich räume den Esstisch ab und die Spülmaschine ein, bringe die Küche in Ordnung.

20:20h setze ich mich an den Rechner und schreibe diesen Text zuende. Der Rest abends besteht vermutlich aus Duschen, Wäsche falten und einer Folge Outlander. Gute Nacht!

 

 

Nicht mit mir, Herr Doktor!

Eigentlich ist ja gerade Sommer: Die Zeit, in der der Hustenbonbonverkauf auf Minimalzahlen schrumpft, weil der Großteil der Menschen einfach pumperlgesund durch die Sonne hüpft. Außer uns. Wir, Familie Zeitlos, haben uns eine fiese Bakterie eingefangen, die die Kinder erst fiebern und dann husten ließ. Herr Zeitlos hustet einfach mit. Und ich? Ich habe das ganze in eine Seitenstrangangina umgebaut. Total schön. Eitriger Hals, Schmerzen rundherum bis in die Ohren und so weiter.

Weil meine Ärztin im Urlaub ist, war ich damit vor zwei Wochen bei ihrer Vertretung bekam ein Antibiotikum aufgeschrieben und war innerhalb eines halben Tages wieder auf dem Damm. Brav wie ich bin habe ich die Packung schön bis zum Schluss genommen, doch am nächsten Tag schon wieder: Kratzen im Hals. Und das wurde jeden Tag mehr, so dass mein Hals sich jetzt fast wieder auf vorantibiotisches Zuschwellniveau hochgearbeitet hat.

Heute also wieder in die Vertretungspraxis, wo aber die letzte Ärztin nicht anwesend war, sondern nur ihr Kollege. Schon beim letzten Besuch waren mir die Schränke mit Globuli über Globuli über Globuli aufgefallen – aber ich hatte ja anstandslos traditionelle Medizin erhalten. Soweit kein Problem also. Der Doktor vorhin fand meinen Hals aber gar nicht so schlimm und wollte mir deshalb was „pflanzliches und homöopathisches“ aufschreiben. Auf meinen Einwand, dass er sich letzteres sparen dürfte (Wer mehr wissen will, darf sich beim Informationsnetzwerk Homöopathie einlesen. Zum Beispiel hier), sagte er, das sei ein „Kombinationspräparat“, das sogar „soviel Wirkstoff enthält, dass die Krankenkasse es bezahlt“. Okeeeeee. Pflanzlich versuche ich gerne, der Rest ist mir egal, dachte ich mir.

In der Apotheke beim Blick auf die Packung dann: Surprise! Bei den Inhaltsstoffen waren nur homöopathische Potenzen gelistet. Der Apotheker hat auf meine Nachfrage auch noch mal alles durchgelesen, aber das Ergebnis war das selbe. Die Packung blieb also dort, und statt dessen habe ich jetzt einen ganzen Haufen Hustenbonbons und ein schönes Halsspray. Schmerzlindernd, entzündungshemmend und garantiert mit Wirkstoffen.

Und an den Vertretungsarzt habe ich nur noch eine einzige Frage: WOLLEN SIE MICH VERARSCHEN, ODER WAS?

Mal was Neues

In der Stadt eine liebe, alte (fast 90!) Bekannte gesehen, die ich fast ein Jahr nicht getroffen hatte. Saß so ganz gemütlich mit dem Rollator in der Fußgängerzone und machte offenbar ein Päuschen. Weil ich ein bisschen Zeit hatte – wir plaudern beide gerne – bin ich zu ihr hin und habe sie begrüßt. Was ich nicht bedacht hatte: Sie hat Narkolepsie. Das äußert sich zum Beispiel darin, dass bei starken Emotionen die Muskelspannung schlagartig verschwindet. Und genau das passierte in diesem Moment. Dass jemand vor Freude fast umfällt, wenn er mich sieht, war mir so auch noch nicht passiert. Ist aber alles gut gegangen.

Home-Office

Herr Zeitlos ist in der glücklichen Lage einen freundlichen und flexiblen Arbeitgeber zu haben, bei dem er sich seine Arbeit ziemlich frei einteilen kann. Und so hat er sich diese Woche entschlossen, drei Tage Home Office zu machen. Klar, als Arbeitnehmer ist das traumhaft: mit Kaffeetässchen und Joggingbuxe gemütlich im Wohnzimmer vorm Rechner sitzen. Und für die Kinder war das natürlich auch knorke, dass nachmittags der Papa da ist und wir zusammen was unternehmen.

Aber lasst mich euch sagen: Als Hausfrau (*örks*) war das nicht so prickelnd. Dienstag musste ich zum Beispiel die ganzen Hinterlassenschaften vom Kindergeburtstag verräumen und Wäsche machen, konnte dabei aber natürlich nicht störend im Wohnzimmer rumwuseln. Gemütlich vorm Fernseher Wäsche falten? – keine gute Idee. Sich bei der Hausarbeit von Jimmy Fallon, John Oliver oder Trevor Noah beschallen lassen? – auch eher suboptimal.

Hinzu kommt, dass ich immer gleich ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich mich mal hinsetze und ein Käffchen trinke, während Herr Zeitlos arbeitet. Obwohl er überhaupt nichts sagt, stehe ich für mich unter Zugzwang hier „was geschafft zu kriegen“. Das ist natürlich eigentlich Quark, denn objektiv weiß ich, dass ich in den vergangenen drei Jahren eine Unmenge fast ohne Unterstützung gewuppt, gemacht und getan habe. Solange ich allein zuhause bin, schläft mein schlechtes Gewissen auch ganz gemütlich und lässt mich mal Nägel lackieren, basteln oder nähen, während der Müll danach ruft rausgetragen zu werden. Aber unter Beobachtung ist das was anderes.

Zufälligerweise waren aber diese Woche endlich mal wieder mehrere passende Stellenanzeigen für mich auf dem Markt (nach fast zwei Monaten Durststrecke). Deshalb habe ich mich Mittwoch hingesetzt und den ganzen Vormittag Bewerbungen geschrieben. Vielleicht, mit ein bisschen Glück, kann ich dann bald auch mal wieder ganz legitim in Jogginghose im Home Office sitzen.

 

Ein Kindergeburtstag voller Autos

Vor anderthalb Wochen schon hatte He-Man Geburtstag und eigentlich soll man Feste ja feiern wie sie fallen. Weil wir aber alle von einem fiesen Infekt außer Gefecht gesetzt wurden, mussten wir den Kindergeburtstag verschieben. Vorgestern konnte er endlich stattfinden. Als Thema hatte He-Man sich Cars gewünscht, denn Lightning McQueen und überhaupt alles mit Rädern und Reifen findet er einfach nur toll, toll, toll.

Tisch

Die Deko bestand aus Unmengen roter und weißer Ballons sowie der gesamten Partyausstattung, die der Euro-Discounter hergab: Teller, Becher, Servietten, Cupcake-Piekser, Geburtstagstütchen.

Zu Essen gab es auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herren „Bomboms“ – also eine kleine Schale Haribos – dazu eine Obstplatte (Erdbeeren, Himbeeren und Honigmelone als Blitz gelegt), Oreo-Kekse als Autoreifen und dazu Cupcakes. Da bei der Familienfeier so viel vom Teig der Torte (ich hatte diesen Nussteig von Sallys Tortenwelt ausprobiert- Sehr lecker!) übrig geblieben war, hatte ich diesen in die Muffinbleche verteilt und eingefroren. Vor der Party musste ich sie also nur in den Ofen stellen – 10 Minuten länger als sonst – und schon hatten die Kinder leckere, frische Küchlein. Auto

Wie erwartet war gar kein großes Programm nötig, weil alle einfach schön zusammen gespielt und das Kinderzimmer auseinander genommen haben. Ich hatte als kleines Selbermachgeschenk für jeden ein weißes Matchboxauto besorgt. Das durften alle mit Folienstiften „lackieren“ und danach auf einer großen Papp-Bahn Rennen gegeneinnder fahren.

Leider war das Wetter hier trüb und regnerisch, so dass wir leider den echten Gebursttags-Höhepunkt gar nicht umsetzen konnten: Auf der Terasse hatte ich aus Wannen, Wasser, Schwämmen und Rasierschaum eine Autowaschanlage aufgestellt. Ich denke, das hätte den Kindern viel Spaß gemacht. Aber dafür ist auch noch im nächsten Jahr Zeit.

Gurkenbus

Zum Abschluss gab es die obligatorischen Pommes mit Würstchen und dazu einen Gurkenbus mit Tomaten-Käse-Spießen. Alle Gäste wurden vom glücklichen Geburtstagskind mit einem kleinen Geschenktütchen nach Hause verabschiedet. Ich werte es mal als gutes Zeichen für eine gelungene Feier, dass sie trotzdem eigentlich lieber nicht gehen wollten.

Mitgebsel

Bonus-Content:

Am eigentlichen GeburtsTAG hatten wir mit den Großeltern zuhause gefeiert. Und weil ich so gerne Motivtorten mache, gab es natürlich auch dieses Jahr eine. He-Man hatte keine Ahnung, aber morgens beim Auspacken der Geschenke, zeigte er auf ein großes Paket und fragte „Leidling-Torte?“ Da hat er nachmittags Augen gemacht, als tatsächlich eine Lightning-Torte auf dem Tisch stand. Witzigerweise fahren beide Kinder total auf Motivtorten ab – aber nur des Fondants wegen. Den Kuchen an sich rühren beide nicht mal an. Trotzdem hat sich der ganze Schweiß und die Arbeit gelohnt, weil sie sich einfach beide so sehr gefreut haben.

Torte

Bevormundung

Lange nix von mir hören lassen. Aber in den letzten Tagen hatte ich öfter Begebenheiten und Geschichten im Kopf, die für Instagram oder Twitter nicht angemessen waren: Zu lang, zu kompliziert oder kein Bildmotiv. Einfach übers Knie gebrochen was fotografieren und dann einen megalangen Kommentar unters Bild ist nicht wirklich mein Ding. Und bei 283 Snapchatclips hintereinander verliere ich sowieso den Faden. Da liegt es doch ganz nahe, dem alten Blog mal wieder ein bisschen Leben einzuhauchen.

Als ich vorhin vom Einkaufen nach Hause kam, blinkte das Festnetztelefon mit einer mir unbekannten Telefonnummer. Beim Rückruf stellte sich heraus: Es war der Hausnotruf-Dienstleister meiner ehemaligen Nachbarin (die, die vor einem Jahr gestürzt war). Ich hatte sowas geahnt und nur deshalb so schnell zurück gerufen. Nein, diesmal gab es keinen Notfall, beruhigt mich die Mitarbeiterin. Man wolle nur mal die Anlage testen und deshalb nachfragen, wann die Nachbarin zuhause sei.

Ganz, ganz großes WTF für mich! Es geht hier um eine liebe, äußerst resolute, selbstständige ältere Dame, die manchmal etwas Hilfe benötigt, aber keineswegs dement oder nicht entscheidungsfähig ist. Mal davon abgesehen, dass ich nicht weiß, wann sie zuhause ist, werde ich den Teufel tun und mich in ihre Terminangelegenheiten einmischen. Der Mitarbeiterin habe ich dann auch deutlich gesagt, dass sie Termine am besten gefälligst direkt mit ihren Kunden abspricht. Kann ja wohl nicht wahr sein.

Unbeschränkt

Gerade liege ich im Bett und mein Ellbogen ragt über die Matratze hinaus. “Hoho! Was für Neuigkeiten!“ denken sich jetzt die meisten sarkastisch. Für mich ist das durchaus wichtig.

Heute habe ich neue Matratzenschoner ins Bett gelegt und dabei ganz spontan das Reisebettgitter entfernt, das seit gut zwei Jahren an meiner Schlafseite klemmte. Zuerst hatte dort immer He-Man gelegen, nachdem er zu groß für das winzige Babybay geworden war. Seitdem er mit dem MiniMi in einem Zimmer einschläft, lag dann meist das Kind am Gitter, das als zweites wach wurde und ins Familienbett tapste. Nummer 1 hatte sich dann für gewöhnlich schon den Platz zwischen Mama und Papa gesichert.

In den vergangenen Nächten hat das MiniMi sich aber auch oft zu Herrn Zeitlos an die unbegitterte Bettseite gelegt, was auch problemlos klappte. Ich war also heute mutig und hoffe weiter auf sicheren Nachtschlaf ohne den Fallschutz. Die Aussicht aus dem Bett in demden Flur, so ganz ohne den bisherigen Rahmen und das Gitter vor der Nase, ist auf jeden Fall noch sehr ungewohnt.

Gut versteckt

Essen gehen ist für unsere Kinder nicht so der Hit in Tüten. McDonalds – okay, Foodcourt im Einkaufszentrum – geht gerade noch, aber Restaurant, so richtig mit still sitzen, ist wirklich nicht ihr Ding. Herr Zeitlos und ich gehen hingegen sehr gerne zum Essen aus, genauso wie meine Eltern auch. Als Kompromisslösung gehen wir deshalb ab und an zum mongolischen Buffet: Die Restaurants sind meistens so groß und laut, dass zwei leicht unzufriedene Kleinkinder auch nicht weiter auffallen. Auch für heute Nachmittag war so ein Etablissement vorgesehen.

Für den Vormittag war ein bisschen Aufräumen, Sendung mit der Maus und ein kleines Ründchen an der frischen Luft geplant, bevor es nach einem Snack zum Mittagsschlaf geht. Punkt 1 und 2 haben wir halbwegs geschmeidig über die Bühne gebracht und auch Punkt 3 lief wirklich besser als erwartet: Unterwegs trafen wir einen Kindergartenfreund und während die Kinder sich mit Steinchen, Stöcken und Schlamm bespaßten unterhielten wir Mütter uns, bis uns die Füße eingefroren waren. Das war nach etwa zwei Stunden. Als wir nach Hause kamen, war noch Zeit für Fischstäbchen mit Brötchen und ne Runde Mau-Mau – dann standen schon die Großeltern vor der Türe. Das Thema Mittagsschlaf war damit erledigt.

Gegen 15 Uhr liefen wir also mit zwei noch gut gelaunten, aber doch deutlich müden Kindern im Restaurant auf. Malbücher, Barbies, Autos langten alle nicht wirklich als Zeitvertreib und zwischendurch war nicht mal das Handy als Beschäftigung gefragt. Laufen wollten die Kinder, laufen, laufen, laufen. Nicht die optimale Idee in einem Restaurant, selbst in einem weitläufigen. Kurzfristige Ablenkung brachte der lustige Strohhalm in der Apfelschorle, Krabbenbrot und das Softeis mit Gummibärchen, das ohne Ende zur Verfügung stand.

An einem Punkt ging Herr Zeitlos auf die Toilette. Ich hatte He-Man auf dem Arm, weil er gewickelt werden musste. Das MiniMi flitzte mit lautem „Papa! Papa!“ los, während ich noch die Wickelsachen schnappte. Trotz allem Rufen, stoppte das MiniMi nicht und als ich endlich am Gang mit den Toiletten ankam, sah ich sie nur noch hinter der Tür mit dem Herren-Schild verschwinden. Ich dachte, mein Schwein pfeift! Energisch rief ich sie noch mal und sie kam tatsächlich zurück. Ich beorderte das MiniMi ziemlich streng an den Tisch zu den Großeltern (in der Hoffnung, sie geht tatsächlich dorthin und verläuft sich nicht unterwegs) und versorgte He-Man.

Als ich zurück kam, mupfelte sie ganz zufrieden an einem Krabbenbrotchip, und wie ich noch halb empört meiner Mutter berichte, dass das MiniMi gerade vor mir weg aufs Männerklo gerannt war, schmunzelt die kleine Frechmaus mich mit funkelnden Augen an und sagt: „Mit so einem guten Versteck hattest du nicht gerechnet, Mama, oder?“

 

Frühling

Heute war so ein Tag, da konnte man schon ahnen in welche Richtung das Jahr sich bewegt. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und im elterlichen Garten knirschte sich allerlei Grünzeug fast hörbar durch die Erde. Für mich ist das jedes Mal ein Erlebnis, von einem Beet zum anderen zu gehen und zu schauen, was schon wächst und was nicht. Die Primeln stehen zum Beispiel schon in voller Pracht, der Bärlauch streckt sich langsam der Sonne entgegen und die Rose zeigt Knospen.

Nicht alles aber wächst so wie es soll. Der Löwenzahn hat sich seit dem Herbst doch zahlreich verbreitet. Vorletztes Jahr hatte der Giersch sich wie eine Plage vermehr, im letzten Jahr waren es die Scheinerdbeeren . Dieses Jahr wollte die Minze sich in dem Rennen um die Weltherrschaft offenbar einen Vorsprung erarbeiten.

Jetzt habe ich nicht so den grünsten aller Daumen, aber meine Eltern sind nicht mehr so furchtbar jung und gesund und ein Garten macht viel Arbeit. Also versuche ich, wenn die Kinder eh im Garten spielen, nach Möglichkeit auch ein bisschen zu werkeln. Heute also: Unkraut jäten. Drei große Eimer voll kamen schon zusammen, obwohl auch die unerwünschten Pflanzen gerade erst angefangen haben zu wachsen.

Der Vormarsch der Minze, die sich ungelogen über gut 5 Meter im Beet verteilt hatte, ist jedenfalls fürs Erste gestoppt. Sollte die Stadt von einer Frühlingshustenwelle ereilt werden, kann leider nur die Hälfte der Bevölkerung mit Tee versorgt werden.